Wirtschaftskrise: Unternehmen wollen weniger investieren

Weniger Unternehmen wagen Investitionen. Dem ifo Institut zufolge bremsen der Strukturwandel und die fehlende Standortattraktivität die Investitionsbereitschaft.

Wirtschaftskrise: Vor allem im Fahrzeugbau investieren Unternehmen weniger.

Vor allem im Fahrzeugbau investieren Unternehmen weniger. © Julian Stratenschulte/​dpa

Die Wirtschaftskrise wirkt sich einer Erhebung zufolge deutlich auf die Investitionspläne der Unternehmen aus. Der vom Münchner ifo Institut halbjährlich erhobene Index der Investitionserwartungen fiel im November um 11,6 auf minus 9,2 Punkte. Das heißt, dass der Anteil der Unternehmen, die ihre Investitionen senken wollen, um 9,2 Prozentpunkte größer ist als der Anteil derer, die Investitionen ausweiten wollen. 

Vor allem im Fahrzeugbau (minus 36,7 Punkte), in der Industrie (minus 17,3 Punkte) und in der Chemiebranche (minus 9,4 Punkte) ist die Investitionsbereitschaft der Unternehmen im laufenden Jahr besonders schlecht. Gründe für die Zurückhaltung bei Investitionen können laut ifo-Expertin Lara Zarges «der tiefgreifende Strukturwandel und die mangelnde Attraktivität des Standorts Deutschland sein». Auch die «anhaltende Unsicherheit über wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen» verstärke diese Entwicklung zusätzlich. 

Chemiebranche blickt pessimistisch auf das kommende Jahr

Für das kommende Jahr sind die Unternehmen etwas weniger zurückhaltend (minus 3,1 Punkte). Die Unternehmen, die kürzen wollen, überwiegen also weiter, allerdings nicht mehr so deutlich. Zum neuen Jahr seien Unternehmen erfahrungsgemäß oft etwas optimistischer, sagte Zarges. 

Auch für 2026 bleibt die Industrie mit minus 6,9 Punkten zurückhaltend, aber weniger pessimistisch als 2025. Im Fahrzeugbau sollen die Investitionen mit einem Saldo von minus 1,3 Prozent nur noch leicht sinken. Die Chemiebranche schätzt ihre Investitionsaussichten für das kommende Jahr mit minus 15,8 Punkten jedoch schlechter ein als für 2025.

Auftragsmangel und Stellenabbau

Die Chemieindustrie in Deutschland steckt derzeit ohnehin in einer Krise. Der Branchenverband VCI erwartet für 2025 einen Produktionsrückgang um 2,5 Prozent und einen Umsatzrückgang um drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Jedes zweite Unternehmen kämpfe mit «schwerem Auftragsmangel». Die Rezession, ein Verlust an preislicher Wettbewerbsfähigkeit und «Zölle, Protektionismus und Handelskonflikte» sind laut VCI Gründe dafür. 

Während die Lage in der Pharmaindustrie mit einem Produktionsplus (drei Prozent) und einem Umsatzplus (4,5 Prozent) deutlich besser ist, verschlechtert sich die Situation in der chemisch-pharmazeutischen Branche. Hier würden insgesamt in diesem Jahr 2.400 Stellen abgebaut, teilte der VCI mit. Schon angekündigte Anlagenschließungen oder Produktionsverlagerungen werden dem Verband zufolge zu weiterem Stellenabbau führen.

Im Dienstleistungssektor sind die Pläne für 2025 von März bis November nur von 4,9 auf minus 3,1 Punkte gesunken. Für 2026 überwiegen die Unternehmen, die mehr investieren wollen, um 1,1 Prozentpunkte. Im Handel sank der Saldo um 3 Punkte auf minus 13,1 und liegt für das kommende Jahr bei minus 9,7.

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