Chemieindustrie: Wirtschaftsminister fordert Dow Chemical zu Kooperation auf

Chemieindustrie: Wie geht es weiter in Leuna, wenn Dow Chemical einen Teil seiner Anlagen in Schkopau und schließt? (Archivbild)
Wie geht es weiter in Leuna, wenn Dow Chemical einen Teil seiner Anlagen in Schkopau und schließt? (Archivbild) © Jan Woitas/​dpa

Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) hat den US-Konzern Dow Chemical aufgefordert, an einer Lösung zur Versorgung der chemischen Industrie in Mitteldeutschland mitzuwirken. «Ich appelliere an Dow Chemical, dass sie sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung in Deutschland bewusst sind», sagte Schulze der Deutschen Presse-Agentur. «Das Unternehmen hat von uns jegliche Unterstützung über drei Jahrzehnte hinweg bekommen und jetzt brauchen wir ihre Unterstützung, gemeinsam nach Lösungen zu suchen.»

Dow Chemical hat vor einigen Monaten bekanntgegeben, dass ein Teil seiner Anlagen in Schkopau (Sachsen-Anhalt) und im sächsischen Böhlen Ende 2027 geschlossen werden soll. Der sogenannte Steamcracker in Böhlen ist eine zentrale Anlage, die aus Rohbenzin chemische Grundstoffe herstellt. Diese Anlage steht am Anfang der chemischen Wertschöpfungskette. Es wird befürchtet, dass eine Abschaltung viele angeschlossene Unternehmen in der Region in Gefahr bringen könnte.

«Bei dem Cracker geht es um Überkapazitäten im Weltmarkt. Wir sind jetzt negativ betroffen. Wenn diese Lieferkette auseinanderreißt und wir nicht alles substituieren können über Zulieferungen, führt das zu Problemen in Sachsen-Anhalt», sagte Schulze. Der Minister betont, der Austausch mit den Vertretern von Dow Chemical sei bisher konstruktiv gewesen. «Ich erlebe aber gerade, dass sich vielleicht auch aufgrund von Entscheidungen, die nicht in Europa getroffen werden, neue Ausgangsbedingungen ankündigen. Und da müssen wir jetzt gemeinsam schauen, was wir daraus machen.»

Die deutsche Chemieindustrie steht derzeit insgesamt unter erheblichem Druck. Ein zentrales Problem sind die hohen Energiekosten. Die Auslastung liegt teilweise deutlich unter den vorhandenen Kapazitäten. Zudem stehen deutsche Chemieunternehmen unter zunehmendem Konkurrenzdruck, besonders aus China.

FDP-Fraktionschef Andreas Silbersack sagte, Dow Chemical komme in der aktuellen Situation «eine erhebliche ordnungspolitische Verantwortung zu». Ein Rückzug aus dem Mitteldeutschen Chemiedreieck sei zwar eine unternehmerische Entscheidung. «Aber die Abschaltung oder der Abriss des Crackers in Böhlen betrifft die gesamte Region. Unternehmen, Wertschöpfung und Arbeitsplätze hängen daran. Dieser Verantwortung muss sich das Unternehmen bewusst sein. Sich einem Verkauf des Crackers zu verschließen, wäre fatal.»

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